Saison- oder Karriereende? Neureuther vor Weltcup-Finale

Soldeu – Felix Neureuther hat sich rar gemacht. Vor dem letzten Saisonrennen stellte Deutschlands wichtigster Skirennfahrer nur einen kleinen Beitrag ins Internet.

«Auf dem Weg zum Finale», schrieb er bei Instagram über ein Bild aus dem Bus, der ihn offensichtlich nach Soldeu brachte. In Andorra steht am Sonntag (10.30/13.15 Uhr/ZDF und Eurosport) der abschließende Slalom dieses Weltcup-Winters an. Ob in dem Kleinstaat in den Pyrenäen nicht nur eine Saison, sondern auch eine große deutsche Sportlerkarriere zu Ende geht, ist unklar. Wie es mit ihm weitergeht, das wollte der Routinier bislang nicht verraten.

Aber vielleicht weiß es Neureuther knapp zwei Wochen vor seinem 35. Geburtstag selbst noch nicht. Nach einer Saison voller Unfälle, Blessuren, Rückschläge und einer verpatzten WM hatte er seine Zukunft nicht nur offengelassen, sondern auch an Bedingungen geknüpft. Der deutsche Weltcup-Rekordchampion will Veränderungen im Verband, ins Detail ging er nicht. «So wie es momentan ist, lass ich es bleiben», hatte er bei der Weltmeisterschaft in Schweden im Februar gesagt.

Dass es Redebedarf gibt im Deutschen Skiverband (DSV), dem die erste Weltcup-Saison ohne Slalom-Podest bei den Herren seit 15 Jahren droht, darüber sind sich alle einig. «Es müssen einmal alle an den Tisch, damit die ganzen Problemfelder wirklich ausdiskutiert werden», sagte Alpinchef Wolfgang Maier vor der letzten Woche in Andorra. Er will alle Sportler und Trainer zur Diskussion zusammenführen. «Wer da nicht dabei ist, der ist dann auch gar nicht mehr dabei. Das erwarte ich, dass da alle an einem Tisch sitzen», betonte er.

Nach Soldeu und den danach folgenden deutschen Meisterschaften soll es soweit sein, ein entspannter Plausch ist nicht vorgesehen. Herren-Chefcoach Mathias Berthold will «etwas härter werden im Ton, härter werden im Training», wie er ankündigte. «Es geht nicht darum, dass sich jeder in seiner Wohlfühloase aufhalten kann.»

Ob damit (auch) Neureuther gemeint ist, der aufgrund seiner vielen Meriten und seines oft fragilen Körpers in den vergangenen Jahren manch strapazierende Trainingseinheiten ausgelassen hatte, ist unklar. Jahrelang lieferte der Partenkirchener trotzdem verlässlich ab, von der Saison 2006/2007 an bis zum Vorjahr sorgte er in jedem Winter für mindestens einen DSV-Podestplatz im Weltcup.

In dieser Saison steht er noch ohne Top-drei-Ergebnis da. Nach seinem Kreuzbandriss war er gehandicapt in die Saison gestartet, ein gebrochener Daumen und etwas später ein Schleudertrauma nach einem Trainings-Crash vermasselten ihm das Comeback. Ohne viele Tage auf Ski war der Schwung irgendwann weg. Auf die Riesenslaloms musste er verzichten, im Slalom waren drei achte Plätze die besten Ergebnisse.

Das ist freilich nicht Neureuthers Anspruch. Der Familienvater sagte, dass er nur dann weitermachen will, wenn er sich konkurrenzfähig sieht mit den besten Rennfahrern der Welt. Trainer Berthold glaubt an einen Verbleib seines wichtigsten Technikers im Team. Über mögliche Verbesserungen für den nächsten Winter habe er bereits mit Neureuther gesprochen. «Da ging es nie um einen Rücktritt oder so. Von daher würde mich das auch überraschen, wenn er zurücktreten würde.»

Zum Wochenstart kündigte Berthold noch an: «Felix möchte nun beim Saisonfinale den nächsten Schritt nach vorne machen.» Das klang eher so, als sollten auf diesen Schritt noch ein paar weitere folgen.

Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)

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