Fentz Elfter bei Eiskunstlauf-EM in Moskau

Moskau – Nach dem bitteren Karriereende von Peter Liebers hat sein Berliner Trainingskollege Paul Fentz bei der Eiskunstlauf-EM zumindest die Top Ten im Visier.

Ohne den riskanten vierfachen Toeloop lief der 25 Jahre alte Bundeswehrsoldat nach überstandener Magen-Darm-Grippe ein fehlerfreies Kurzprogramm in Moskau. Der Lohn für den ausdrucksstarken Läufer war Platz elf vor der Kür am Freitag. «Mein primäres Ziel ist es, hier Zehnter zu werden, um zwei Startplätze zu sichern», sagte Fentz mit Blick auf das deutsche Kontingent bei der EM 2018 in Minsk.

Die klare Führung übernahm der fünfmalige Titelträger Javier Fernandez aus Spanien nach zwei vierfachen Elementen mit 103,82 Punkten vor dem Russen Dimitri Aljew (91,33) und Deniss Vasiljevs (85,11) aus Estland.

Den Song «Wonderwall» von Paul Anka interpretierte Fentz mit viel Gefühl. Die Kombination aus zwei dreifachen Toeloops, der dreifache Axel und der Lutz waren einwandfrei. Mit 72,54 Punkten belohnte die Jury auch die gute Ausführung des deutschen Meisters. «Meine Trainerin Romy Oesterreich hat gesagt, wir wollen lieber auf Sicherheit laufen. Aber in der Kür kommt der Vierfache», erklärte Fentz. Geschockt zeigte er sich vom Rückzug seines Zimmernachbarn Liebers: «Das tut mir extrem leid.»

«Peter Liebers – German Power» stand auf einem Transparent in der Megasport-Arena – doch die Fans warteten vergeblich auf den Auftritt des Olympia-Achten von Sotschi. Nach dem Morgentraining zog der 29-Jährige seinen Start wegen einer wieder aufgebrochenen Knieverletzung zurück. «Ich habe alles probiert, es macht keinen Sinn. Ich bin schon sehr traurig, das fiel mir nicht leicht», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Moskau.

Damit beendet der nach den fünfmaligen Paarlauf-Weltmeistern Aljona Savchenko und Robin Szolkowy erfolgreichste deutsche Läufer der vergangenen zehn Jahre seine Karriere ohne einen internationalen Abschlusswettkampf. «Ich bin niemand, der leicht Emotionen zeigt, aber da floss doch eine Träne», gestand er. In der vergangenen Woche bekam Liebers noch Cortison-Spritzen wegen seines Patellaspitzensyndroms, vor dem Wettkampf versuchte Teamarzt Sven Authorsen zudem, das Gelenk zu betäuben. Es half nichts, die Schmerzen waren zu groß.

Nach einer Saison Pause wegen einer Hüftoperation hatte sich Liebers für das Ziel Olympia noch einmal gequält. Doch schon bei den deutschen Meisterschaften im Dezember, als er den siebten Titel verpasste, war ihm anzumerken, dass er nur noch unter großen Anstrengungen lief. Fentz ergatterte das einzige Ticket für die Winterspiele.

Bei der EM wollte Liebers den Schlusspunkt unter seine Laufbahn setzen. Die Familie inklusive der Großeltern war mitgereist, um den Abschied von der Wettkampfbühne zu begleiten. «Ich will mir hier keine Klatsche abholen, 60 Prozent reichen nicht», sagte der enttäuschte Bundeswehrsoldat,
dessen Vater Mario Liebers ebenfalls als Eiskunstläufer bei WM und EM für die DDR startete.

Fotocredits: Fabian Sommer
(dpa)

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