Geister-Weltcup: Biathleten nehmen es mit Humor

Nove Mesto – Biathletin Vanessa Hinz fühlt sich zurückversetzt in Kindheitstage.

«Back to the roots. Wie damals im Schülercup oder bei anderen regionalen Rennen, bei denen einfach nur die Eltern dagestanden sind und angefeuert haben», sagte die Vize-Weltmeisterin vor dem Sprint-Auftakt (17.35 Uhr/ZDF und Eurosport) des Geister-Weltcups am Donnerstag in Tschechien.

In Nove Mesto, wo bei der WM 2013 und beim Weltcup 2015 mehr als 100.000 Fans für teils ohrenbetäubenden Lärm in der beeindruckenden Arena gesorgt hatten, wird nun Stille herrschen – wegen der Angst vor einer Ausbreitung der Coronavirus-Epidemie bleiben die Ränge leer. «Es wird jetzt natürlich gerade in Nove Mesto ungewöhnlich leise werden», sagte der in den Weltcup zurückkehrende Simon Schempp. Erwartet wurden an den vier Wettkampftagen mehr als 100.000 Biathlon-Anhänger.

«Es wird wie Sex ohne Orgasmus sein», schrieb der Tscheche Michal Krčmář, Olympia-Zweiter im Sprint, bei Instagram. Während einige die ungewohnte Situation mit Galgenhumor nehmen, klang bei Frankreichs Star Martin Fourcade Kritik an. «Die Inkonsequenz bei #COVID19 geht weiter. Tschechische Fans können @biathlonNMNM nicht besuchen, obwohl es für die gesamte Biathlon-Karawane kein Problem ist, dorthin zu reisen, obwohl wir alle vor weniger als 14 Tagen in Italien waren», schrieb der 31-Jährige bei Twitter. Ein deutscher Fan, der in der Südtirol-Arena eine Woche bis zum WM-Ende am 23. Februar war, soll laut italienischen Medienberichten positiv auf das neuartige Virus getestet worden sein.

Der kanadische Verband teilte mit, dass wegen Bedenken hinsichtlich des Virus das IBU-Cup-Team vorzeitig nach Hause reiste und auf die letzten Wettkämpfe verzichtet. Das Junior-IBU-Team wurde am vergangenen Wochenende gar nicht erst nach Europa geschickt.

Dennoch werden Hunderte in der Vysocina-Arena von Nove Mesto sein: Aktive, Betreuer, Journalisten, TV-Mitarbeiter, Offizielle und Helfer. Die Pressekonferenzen fallen aber aus, in der Mixed Zone soll durch einen zusätzlichen Korridor bei den Interviews der Mindestabstand von anderthalb Metern gewährleistet werden. Die Teams sollen strikt von allen anderen Gruppen getrennt werden. Offen ist, wie die beiden letzten Weltcups dieser Saison, in Kontiolahti und Oslo, durchgeführt werden.

Die deutschen Damen hoffen am Donnerstag über die 7,5 Kilometer auf den zweiten Sieg der Saison. Bisher hatte nur Denise Herrmann, die sich bei der WM in der Verfolgung wie auch Hinz im Einzel WM-Silber holte, ein Rennen gewonnen. «Ich freue mich, dass es jetzt wieder weitergeht, auch wenn ein richtiges Winterfeeling nicht aufkommen mag, weil der Winter immer noch auf sich warten lässt», sagte Hinz, die sich nach zwei kräftezehrenden WM-Wochen zu Hause erholte. Die bei der WM nicht berücksichtigte Franziska Hildebrand erhält wieder eine Chance im Weltcup; das Team komplettieren Franziska Preuß, Karolin Horchler und Janina Hettich.

Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)

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