In Unterhosen gefilzt: Doping-Razzia bei Alexander Loginow

Antholz – Erik Lesser hatte sogar Mitleid mit dem Ex-Doper, Arnd Peiffer hofft auf keine weiteren Negativ-Schlagzeilen. Die Razzia beim russischen Sprint-Weltmeister Alexander Loginow hat das Finalwochenende der Biathlon-WM im italienischen Antholz überschattet.

Um 5.50 Uhr hatte eine Sondereinheit der Polizei auf Veranlassung der Bozener Staatsanwaltschaft am 22. Februar morgens das Hotelzimmers des früheren Epo-Dopers durchsucht – gut neun Stunden vor dem Staffelrennen.

«Ich tippe, dass bei den Italienern auch konkrete Anhaltspunkte nötig sind, man wird nicht einfach so in ein Hotelzimmer gehen. Ich hoffe einfach, dass sich da keine Verdachtsfälle erhärten und das Thema langsam mal gut ist», sagte Peiffer. Lesser, der sich wie sein Zimmerkollege für lebenslange Doping-Sperren ausspricht, pflichtete Peiffer bei. Aber der Russe durchlaufe wie alle anderen die Dopingproben, und es gebe keinen neuen Verdachtsfall. «Ich dachte, man hätte Blutbeutel oder so konfisziert. Aber davon ist man ja weit weg. Ganz ehrlich, das hätten sie gestern machen können oder jetzt, aber nicht vor einem Mannschaftsrennen», sagte Lesser.

Um kurz vor sechs Uhr öffnete die Sondereinheit das Hotelzimmer von Loginow und seinem Teamkollegen Jewgeni Garanitschew. Das Vorgehen sei laut Staatsanwaltschaft gedeckt durch den Artikel 586 des Strafgesetzbuches: Verwendung oder Verabreichung von Dopingmitteln. Die beiden Russen wurden im Schlaf überrascht, mussten während der Durchsuchung in Unterhosen auf den Betten sitzen bleiben. Neben Loginows Laptop und Handy wurden auch Vitaminpräparate und Cremes beschlagnahmt. Zudem musste der 28-Jährige alle Passwörter für sämtliche Apps wie Whatsapp und Email-Konten offenlegen.

«Ich bin sauber, ich bin wahrscheinlich der am meisten getestete Athlet der Welt und werde behandelt wie ein Schwerverbrecher», sagte Loginow, der dennoch in der Staffel lief und mit dem Team hinter Frankreich, Norwegen und Deutschland Vierter wurde. Einige Zuschauer buhten ihn lautstark vor und während des Rennens aus.

Auf den Start im Massenstart verzichtete Loginow. Aufgrund der jüngsten Umstände befinde sich der Athlet nicht in einem optimalen psychischen Zustand, teilte der russische Verband mit. Die russische Botschaft in Rom erklärte, dass nach vorläufigen Ergebnissen in dem Hotel-Zimmer keine Beweise für die Verwendung von Doping-Mitteln gefunden worden seien.

Loginow war zwei Jahre wegen Epo-Dopings gesperrt, seit November 2016 darf er wieder starten. In Antholz feierte er mit dem Sieg im WM-Sprint seinen ersten großen Erfolg. «Es scheint so, als will irgendjemand, dass ich meine Karriere beende. Falls das so ist, sind solche Aktionen der beste Weg», sagte Loginow nach dem Rennen.

Zum zweiten Mal während der Titelkämpfe in Südtirol gab es Doping-Schlagzeilen. Zuvor hatte der Biathlon-Weltverband Olympiasieger Jewgeni Ustjugow, 2014 Staffel-Läufer der Russen, des Dopings für schuldig befunden worden. Damit könnten Lesser, Daniel Böhm, Peiffer und Simon Schempp nachträglich Olympia-Gold bekommen.

Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)

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