Kombi-Macher Weinbuch will zurück nach oben

Bischofswiesen – Eine große Feier hat Hermann Weinbuch nicht geplant. Nach einem kräftezehrenden Winter mit seinen Nordischen Kombinierern bevorzugt der jahrzehntelange Trainer zu seinem 60. Geburtstag am 22. März stattdessen die Gesellschaft der Familie.

«Ich bin kein großer Geburstags-Feierer», sagte Weinbuch der Deutschen Presse-Agentur. Zwei Tage mit der Frau und den Kindern weg vom Alltag, im Frühling dann ein bisschen mit den guten Freunden in der Heimat grillen: Das genügt Weinbuch auch an diesem besonderen Geburtstag. Auf einen eigentlich geplanten Abstecher nach Italien verzichtet er wegen der Corona-Krise.

Seit 1996 ist der ehemalige Athlet Bundestrainer der Kombinierer und steht nicht nur im Winter Wochenende für Wochenende an Schanze und Loipe, um Deutschlands beste Athleten für die Weltspitze zu formen. Jahrelang gelang dies dem Oberbayern prächtig, er entwickelte Olympiasieger, Weltmeister und Gesamtweltcup-Sieger in Serie.

Doch weil Eric Frenzel, Johannes Rydzek und Co. in den vergangenen beiden Wintern vom überragenden Norweger Jarl Magnus Riiber in Serie bezwungen wurden, ist Weinbuch noch einmal besonders angespornt. «Mich reizt diese Herausforderung jetzt schon. So eine Situation hatte ich so ähnlich, als wir begonnen haben, nur waren wir da noch weiter zurück», sagte Weinbuch. Bis zur Heim-WM 2021 in Oberstdorf und bis Olympia 2022 in Peking will der Coach seine Schützlinge wieder so ranbringen, dass weitere Gold-Coups möglich sind.

Mit Mittelmaß möchte Weinbuch nicht abtreten. Die abgelaufene Saison ohne Großereignis nannte er trotz zweier Siege von Youngster Vinzenz Geiger «durchwachsen», vor allem auf der Schanze beobachtete er zuletzt große Defizite bei seinem Team. «Das Vertrauen habe ich vom Deutschen Skiverband. Von daher bin ich noch motiviert. Ich versuche, diese Herausforderung anzunehmen», kündigte Weinbuch an.

Der designierte Nachfolger Ronny Ackermann war nicht nur Athlet unter Weinbuch, sondern assistiert ihm nun auch als Sprungtrainer. «Was ich nicht weiß, weiß der Acker. Er hat von seinem Trainerstudium einiges Neues mitgebracht. Das ergänzt sich dann mit meinen Ideen», sagte Weinbuch einmal über das kongeniale Gespann, das schon seit Jahren bestens funktioniert. Wenn Weinbuch eines Tages abtritt, könnte das Duo in neuer Funktion zusammenarbeiten: Beispielsweise mit Ackermann als Bundestrainer und mit Weinbuch an einem Stützpunkt, so dass er mehr Zeit für die Familie hat und der Kombination trotzdem erhalten bleibt.

Im Fernsehen ist Weinbuch oft der Erklärer der komplexen Sportart, intern kann er ganz anders. «Er kann auch mal lauter werden und einen in seinem bayerischen Dialekt anraunzen», berichtete Frenzel, der unter dem Coach fünf Gesamtweltcupsiege und damit mehr als jeder andere Athlet in dieser Sportart einfuhr.

Weinbuch hofft, dass sich diese Art bei den Athleten nicht abnutzt. Auf Dauer braucht er aber auch weitere Erfolge. «Man versucht, immer wieder Glauben zu geben. Wenn man immer wieder eine draufkriegt, dann ist man vielleicht nicht mehr so glaubwürdig», mutmaßte er. Um die Norweger mit Überflieger Riiber herauszufordern, müsse er «noch einmal richtig die Zügel anziehen».

Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)

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