Nebel in Oslo: Eine Chance weniger für Skispringer Geiger

Oslo – Auf den Bildern vom Holmenkollen war teilweise nicht mal mehr eine Schanze zu erkennen. Dichter Nebel und starker Wind haben die Austragung des Skisprung-Einzels von Oslo am Sonntag verhindert.

Deutschlands Vorzeige-Springer Karl Geiger wurde mit der Absage wohl eine von vier Chancen genommen, im Kampf um das Gelbe Trikot gegen Rivale Stefan Kraft aus Österreich noch aufzuholen. Der Ausfall durch das plötzliche Wetterchaos in Norwegens Hauptstadt spielt Kraft in die Karten, schließlich muss er sein Polster von 118 Punkten in nur noch drei Einzelspringen vor Geiger retten. Denn: Ein Nachholtermin ist bei der dicht gedrängten Skandinavien-Tour nicht eingeplant.

Ebenfalls von der Absage profitieren dürfte somit Youngster Constantin Schmid, der nach der Absage vollkommen überraschend als Führender der Raw-Air-Tour zur zweiten Station nach Lillehammer reist. Der mit 60.000 Euro dotierte Gesamtsieg in Skandinavien ist für den 20 Jahre jungen Schmid zwar noch immer drei Stationen entfernt, mit einem Sieg in der Quali und als Garant für Rang zwei im Teamspringen wies Schmid aber seine Top-Form nach. «Ich habe echt einen guten Lauf», sagte er. Bundestrainer Stefan Horngacher attestiert ihm derzeit gar «Weltklasse».

Schmid selbst wollte die ungewohnte Rolle als Führender noch nicht so recht aufnehmen, er sagte nach starken Flügen am Holmenkollen: «Mein persönlicher Favorit für den Raw-Air-Titel ist Karl Geiger. Ich denke nicht, dass ich unter den Favoriten bin.» Außer seinen Kollegen, den Trainern und den Fans am Fernseher konnten sich am Wochenende keine Zuschauer von Schmids Qualitäten überzeugen, da die Wettbewerbe in Oslo wegen des neuartigen Coronavirus ohne Publikum stattfanden.

Wie es auf den verbleibenden Stationen in Lillehammer, Trondheim, Vikersund sowie bei der Skiflug-WM im slowenischen Planica weitergeht, schien am Wochenende offen. Der scheidende Rennleiter des Weltverbandes Fis, Walter Hofer, sagte in Oslo, in Lillehammer werde es ganz normal mit Publikum weitergehen.

Ob das auch für das unweit von Italien gelegene Planica und die WM (19.-22. März) gilt, war offen. Die slowenische Regierung beschloss dort am Samstag, Großveranstaltungen mit mehr als 500 Zuschauern in Hallen zu untersagen. Möglich ist, dass dies in der kommenden Woche auf die Flug-WM, bei der tausende Zuschauer erwartet werden, ausgeweitet wird. Auch eine WM ohne Zuschauer ist denkbar.

Geiger und Co. können Oslo trotz der Absage vom Sonntag mit einem positiven Gefühl verlassen, auch wenn die Geisterstimmung auf einer der traditionellsten Sportstätten überhaupt komisch anmutete. «Wir kennen es gelegentlich, vor wenigen Zuschauern zu bringen, aber nicht hier. Es ist wie Training mit Presse und allem», sagte Stephan Leyhe im ZDF. Neben Geiger, Schmid und Leyhe hatte Pius Paschke das Quartett bei Platz zwei hinter Gastgeber Norwegen komplettiert.

Fotocredits: Swen Pförtner
(dpa)

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