Schempps langer Weg zur Biathlon-WM

Ruhpolding – Selbst in seiner größten persönlichen Krise wollte Simon Schempp nicht aufgeben. «Ich war mir immer sicher, dass ich wieder Weltklasse-Leistungen bringen kann», sagt der viermalige Biathlon-Weltmeister.

Nachdem der 30-Jährige die vergangene Saison vorzeitig beenden musste, hat sich der Schwabe nun eindrucksvoll zurückgemeldet. Bei den deutschen Meisterschaften holte Schempp alle drei Einzeltitel – und verdiente sich die Rückkehr ins Weltcupteam.

Rückenprobleme, eine Schulteroperation nach einem Mountainbike-Sturz und anhaltende Formschwäche: Im Februar ging bei Schempp nichts mehr. Er sagte seine WM-Starts ab und zwang sich selbst zur Pause. «Man kann den Körper nicht austricksen», sagt Schempp nun rückblickend. Mehrere Wochen erholte er sich. Ein Schritt, der dringend notwendig war. «Er wäre jetzt nicht da, wo er ist, wenn er diese Entscheidung nicht getroffen hätte», sagte Bundestrainer Mark Kirchner.

Mitte Juli habe sich bei ihm ein «Schalter umgelegt», sagt Schempp. Endlich habe er wieder so trainieren können wie früher. Der Körper regenerierte, er wurde wieder gierig. «Natürlich sehne ich mich nach meinen besten Zeiten, denn es macht wahnsinnig viel Spaß, da vorne mitzurennen», sagt Schempp. Der Uhinger gewann in den vergangenen Jahren drei Olympia-Medaillen, achtmal Edelmetall bei einer WM und feierte zwölf Weltcupsiege. Ob weitere Erfolge dazu kommen?

«Ja. Und dann wäre ich schon stolz, weil ich weiß, wie schwierig das ist», sagt Schempp. Da trifft es sich gut, dass die nächste WM im Februar 2020 in Antholz stattfindet. Fünf Siege erkämpfte Schempp dort bereits, so viele wie nirgendwo sonst. «Antholz ist ein riesiges Highlight für mich. Der Ort, die Strecke, die Höhe – das alles liegt mir sehr gut», sagt Schempp und schwärmte vom Ort in Südtirol.

Seine Zwangspause legte er auch ein, um für Antholz neue Kraft zu sammeln. Schempp weiß aber, dass der Weg dorthin noch sehr weit ist. «Ich hoffe, dass es wieder eine konstante Saison wird, dann ist die Chance hoch, dort vorne mitzumischen», sagt Schempp, der sich erstmals seit Jahren für das Weltcupteam qualifizieren musste. Seine überzeugenden DM-Titel – den letzten holte er am Samstag in seiner Wahlheimat Ruhpolding im Massenstart – sicherten ihm den Platz für den Saisonstart Ende November im schwedischen Östersund.

«Er hat viel Selbstvertrauen dazu gewonnen, das sind sehr positive Zeichen, dass er seine Leistungsfähigkeit zurückgewonnen hat», sagt Kirchner über den Massenstart-Weltmeister von 2017. Und auch wenn es nur deutsche Meisterschaften auf Skirollern waren, glaubt Schempp nun wieder ein bisschen mehr an seine eigene Stärke – und hat vor allem einen Wunsch: «Früher war ich sehr oft krank, jetzt war ich sehr oft verletzt. Ich hoffe, dass ich das alles endlich abgehakt habe.»

Fotocredits: Angelika Warmuth
(dpa)

(dpa)