Schicksalsschanze: DSV-Springer bekämpfen Tirol-Fluch

Innsbruck – Der beeindruckende Panoramablick auf den Stadtfriedhof von Innsbruck weckt bei den deutschen Skispringern so negative Erinnerungen wie sonst nur wenige Schanzen.

Severin Freund verspielte am Bergisel all seine Hoffnungen, Richard Freitag legte sich einst nach der Landung mit dem Gesicht in den Schnee und musste verletzt abreisen, für Markus Eisenbichler war erst vor wenigen Wochen das Projekt Vierschanzentournee-Sieg nach einem überragenden Springen von Japans Top-Star Ryoyu Kobayashi gelaufen.

Auch am Samstag (14.30 Uhr/ARD und Eurosport) werden Eisenbichler und Co. bei der Nordischen Ski-WM vom Absprung am Bergisel auf die Gräber blicken – diesmal aber sollen sich Kindheitsträume erfüllen.

«Wir können mit Schwung und breiter Brust zur WM fahren», sagte Bundestrainer Werner Schuster vor der ersten Entscheidung auf der Großschanze in Innsbruck. Unter dem Österreicher, der im März nach elf Jahren aufhört, gab es bis auf den Tournee-Sieg quasi jeden bedeutenden Titel. Dass es beim Traditionsevent rund um den Jahreswechsel so oft am Bergisel schief ging, will Schuster nicht überbewerten. «In Innsbruck haben wir schon alles erlebt. Ich glaube, dass wir dort gut springen können, aber es ist eine Herausforderung», sagte der Coach.

Die flutlichtlose Anlage mit dem tückischen Aufsprunghang und dem oft störenden Wind ist eine Schanze für gute Abspringer und weniger für Flieger. Im Vergleich zu Willingen enden die Flüge fast 20 Meter früher. Stephan Leyhe (im Januar Vierter), der Sachse Freitag (Sieg am Bergisel 2015) und Olympiasieger Andreas Wellinger (vor einem Jahr Dritter) haben ihre Qualitäten in Innsbruck unter Beweis gestellt. Die DSV-Adler kennen die Schanze und all ihre Tücken, sie trainieren auch im Sommer häufig dort.

«Es ist möglich, im Einzel Medaillen zu machen. Aber es liegt nicht auf der Hand, wir müssen schon einen guten Tag erwischen», stellte Schuster fest. Als heißesten Kandidat hat er neben Willingen-Sieger Karl Geiger vor allem den Tournee-Zweiten Eisenbichler. Der markante Bayer, dessen Leistungen innerhalb von 24 Stunden zwischen Rang zwei und Rang 36 schwanken, blickt optimistisch auf die Titelkämpfe in Tirol. «Wir haben ein saugutes Team, die Vorfreude ist riesig», sagte Eisenbichler. Er betont voller Hoffnung: «Vielleicht kommt der Tag, an dem es heißt: Heute mal ich.»

Die DSV-Adler haben eine beeindruckende Serie zu verteidigen. Sowohl in Pyeongchang 2018 als auch auch in Lahti 2017 und Falun 2015 gab es in jedem Einzelspringen Medaillen. Hinter Wellinger (4) sahnten auch der verletzt fehlende Freund (2) und Eisenbichler (Bronze vor zwei Jahren) ab. Der letzte WM- oder Olympia-Wettbewerb ohne einen Podestplatz ist über fünf Jahre her.

Fotocredits: Georg Hochmuth
(dpa)

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