Schuster will Schlierenzauer helfen: «Wie Flipperspielen»

Innsbruck – Statt sich nach dem selbstgewählten Ende seiner Amtszeit als Skisprung-Bundestrainer mal komplett auszuklinken und ein Sabbatjahr zu machen, will Werner Schuster seinem früheren Schützling und Rekord-Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer wieder zu Stärke auf der Schanze verhelfen.

So ganz kann es der 50-Jährige dann ebgen doch nicht lassen: «Das war so nicht geplant», sagt Schuster über das Herzensprojekt. Schon beim Vierschanzentournee-Auftakt in Oberstdorf stand er an der Schanze und schaute ganz genau hin – wenn auch ohne offizielle Funktion und nicht vom Trainerturm.

Sich selbst sieht Schuster derzeit als «klassischen Selbstständigen», der zwar mehr Zeit als früher bei seiner Familie verbringt, sich aber auch verschiedenen Projekten widmet. Nach seinem Ausscheiden als Bundestrainer hat Schuster etwa Vorträge für Führungskräfte gehalten und seinen früheren Arbeitgeber, den Deutschen Skiverband (DSV), beraten.

Mit Schlierenzauer verbindet ihn eine ganz besondere Beziehung. «Ich war sein Jugendtrainer und kann jetzt nicht sagen: Du Gregor, komm in drei Jahren wieder. Entweder man hilft ihm jetzt oder nicht», sagte er der «Augsburger Allgemeinen» über die Beratertätigkeit beim einst besten Skispringer der Welt, der mit 53 Siegen im Weltcup so viele Erfolge feierte wie kein anderer Springer. Der letzte Erfolg liegt aber schon mehr als fünf Jahre zurück.

Das Verhältnis zwischen Coach und Athlet ist von gegenseitigem Respekt und Anerkennung geprägt. Schlierenzauer lobt seinen österreichischen Landsmann in den höchsten Tönen. «Er ist für mich definitiv der beste Skisprung-Trainer der Welt», sagt der 29-Jährige. «Es ist für mich sehr erfüllend, gemeinsam mit ihm zu arbeiten.»

Das Problem ist allerdings: Derzeit kann auch der frühere deutsche Erfolgsgarant, der einige WM-Titel und Olympiasiege mit den DSV-Adlern gewann, Schlierenzauer nicht annähernd an seine Bestform heranführen. Zum Tournee-Start in Oberstdorf und beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen schied der Tiroler jeweils im ersten Durchgang aus.

«Es ist immer noch dieser Überflieger in ihm und er möchte die Lücke schnell schließen», nennt Schuster eine Schwierigkeit auf Schlierenzauers Weg. Bei ihm sei es «wie beim Flipperspielen, wenn die Kugel immer in die falsche Ecke geht», sagt Schuster. «Er muss einfach mal geduldiger bleiben.» Schlierenzauer selbst verglich seine Lage in Garmisch mit einem Darts-Spieler: «Manchmal triffst du halt und manchmal nicht.»

Man merkt Schuster an, wie sehr er noch am Skispringen hängt. Über Schlierenzauer sagt er: «Er hat dem Sport viel gegeben und jetzt muss er durchziehen, bis er wieder auf dem Podest steht.» Dann hätte auch der Berater Schuster sein nächstes Ziel erreicht.

Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)

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