Was der Streif-Sieg von Ferstl für die WM bedeutet

Kitzbühel – Eine Woche vor der alpinen Ski-WM haben sich die Aussichten der deutschen Mannschaft auch dank des Sensations-Sieges von Josef Ferstl als Höhepunkt des Wochenendes massiv verbessert.

Neben Viktoria Rebensburg, Kira Weidle, Stefan Luitz und Felix Neureuther ist nun auch der 30-Jährige ein Medaillenkandidat für die Titelkämpfe in Schweden. «Ich kann ganz gut damit leben. Was heißt Druck? Was habe ich zu verlieren, das ist wieder ein Tag X», sagte Ferstl mit Blick auf den WM-Super-G am Mittwoch kommender Woche.

Routinier Neureuther hat zwar nur einen elften Platz eingefahren im Slalom auf dem Ganslernhang, dafür aber ein viel besseres Skigefühl gehabt als zuletzt in Wengen und Adelboden. Vor dem Flutlicht-Slalom in Schladming am Dienstagabend (17.45/20.45 Uhr/BR und Eurosport) sieht er sich deswegen im Plan für die erhoffte Topform zum WM-Slalom am 17. Februar. «Es wird knapp, aber es geht sich, glaube ich, genau aus», meinte er.

Zur WM-Generalprobe in Garmisch-Partenkirchen, wenn Ferstl sich wie im vergangenen Jahr Thomas Dreßen erstmals als Streif-Sieger den heimischen Fans zeigen kann, reist der Skirennfahrer vom SC Hammer mit zwei bärenstarken Rennen im Rücken. «Keiner von uns hat von Ferstl jemals so eine gute Fahrt gesehen wie am Freitag die Abfahrt. Da hat er alles das nicht gemacht, für was er oft kritisiert wird», sagte Alpinchef Wolfgang Maier über Rang sieben seines Schützlings.

Am Sonntag legte Ferstl dann 40 Jahre nach dem zweiten Abfahrtssieg seines Vaters Sepp Ferstl mit einer Traumfahrt und dem ersten Platz im Super-G nach. «Das hätte ja auch heute die WM sein können oder ein Olympiatag. Aber es ist Kitzbühel, megageil, es ist mir sehr, sehr, sehr viel wert», sagte er. «Ich muss echt sagen, es klingt krass, aber ich muss diesen Sieg über eine Medaille heben, weil einfach die Familienstory dahinter steckt.»

Wie die Neureuthers mit Vater Christian und Sohn Felix haben die Ferstls nun zusammen drei der berühmten Gämse als Trophäen für den Sieger eingesammelt und ab dem Sommer dann auch zwei Gondeln in der Hahnenkammbahn, die zum Start der Streif fährt. «Es ist ja eine Megastory, wie damals beim Felix auch», sagte Ferstl.

Nach einem Winter voller Nackenschläge war der Sonntag auch für den Deutschen Skiverband ein Traumtag. «Für uns ich das ein brutaler Befreiungsschlag. Nach allem, was uns am Finger klebt in dieser Saison, ist das ein ganz besonderes Winning», sagte Maier.

Thomas Dreßen und Andreas Sander als die beiden stärksten Speedfahrer der vergangenen Saison sind mit Kreuzbandrissen verletzt. Luitz hat neben der Sauerstoff-Affäre und dem juristischen Ringen um seinen ersten Weltcup-Sieg seit zwei Wochen eine ausgekugelte Schulter, die ihn Kraft kostet. Neureuther hatte seit seinem Kreuzbandriss schon mit einer Allergie, einem gebrochenen Daumen und einer Gehirnerschütterung zu kämpfen.

Da ist ein Sonntag mit einem Sieg in Kitzbühel und einem dritten Platz wie dem von Weidle in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen viel Wert für die Moral. Oder, wie es Weidle mit Blick auf ihre Chancen für die WM formulierte: «Ich bin gut in Form. Wenn ich das halten kann, glaube ich, dass wir alle viel Freude haben werden.»

Fotocredits: Herbert Neubauer
(dpa)

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