Der Gottesacker in der Region Oberallgäu- Kleinwalsertal

Eine karge, zerklüftete Felswüste ist der Gottesacker und gleichzeitig die wohl ungewöhnlichste Landschaftsform in den Allgäuer Alpen.

Im nordwestlichen Teil des Kleinwalsertals befindet sich der Gottesacker, nahe am Hohen Ifen (2230 Meter), der an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland liegt. Die Karstlandschaft des Gottesackers steht heute dank ihrer vielen Höhlen und seltenen Pflanzenarten unter Naturschutz.

Über die Entstehung des Gottesackers gibt es eine alte Sage:
Ein armer alter Mann wanderte einst über das Ifenkar im Kleinwalsertal. Üppig und grün waren die Wiesen und er erblickte eine wunderschöne, sonnenbeschienene Alpe. Da er großen Hunger hatte, bat er den Senn um ein wenig Schmalz. Der Senn war einer der reichsten der Gegend. Doch sein Herz war hart und so gab er dem alten Mann eine Schale voller Mist, die nur obenauf ein wenig Schmalz enthielt. Kaum hatte der alte Mann die Hütte verlassen, da erbebte der Boden und tat sich auf und verschlang die ganze Alp mit Mensch und Vieh. Statt der wunderschönen Wiesen erstreckte sich fortan eine Felsenwüste und erhielt den Namen Gottesacker, der ein altertümliches Wort für Friedhof ist.

So die Sage über die Entstehung. Geologisch betrachtet besteht das Gottesackerplateau aus Schrattenkalk aus der Kreidezeit. Das Wasser läuft unter der Erde ab und fließt in Quellen, die ihrerseits in Rhein und Bodensee laufen.

Es entstanden im Karst viele Höhlen wie zum Beispiel die Schneckenlochhöhle, die als die längste und bekannteste im Vorarlberg gilt. 1900 wurde sie erstmals in einem Zeitungsartikel beschrieben und noch heute werden immer wieder neue Seitengänge entdeckt. 2550 Meter ist sie lang und der Eingang befindet sich auf etwa 1270 Metern über dem Meeresspiegel, der größte Höhenunterschied der Höhle beträgt 164 Meter. Der Höhleneingang ist in den topographischen Karten von Österreich (ÖK 50-BMN Blatt 112 Bezau, ÖK 25V-BMN Blatt 112 Bezau; ÖK 50-UTM Blatt 2219 Lech, ÖK 25V-UTM Blatt 2219-W Lech) und Bayern (TK 25 Blatt 8626 Hoher Ifen, TK 50 Blatt L 8726 Einödsbach im Allgäu, UK 50 L8 Allgäuer Alpen) verzeichnet.

Das Gottesackerplateau unterteilt sich in die „Unteren Gottesackerwände“ (1858m) und die „Oberen Gottesackerwände“ (2033m). Das Massiv der letzteren wird auch Sonnenberg genannt.

Der Gottesacker löst derartige Faszination aus, dass er heute zu den beliebtesten Wanderzielen im Kleinwalsertal gehört. Neben dem Karst und den Höhlen gehören auch mächtige Gipfel, Schluchten und abgeschiedene Täler zum Bild der Region- nicht umsonst wird sie von vielen als „das schönste Ende Deutschlands“ bezeichnet.

Mit dem Auto erreicht man das Gebiet ausschließlich von Oberstdorf aus, von österreichischer Seite aus führt keine Straße hinein.
In Riezlern, dem ersten Ort des Tals, weisen Schilder den Weg zur Ifenbahn, von wo aus die Wanderung zum Gottesacker und zum Hohen Ifen startet. Der Aufstieg erfolgt durch den Kürenwald und die Felsschlucht des Gottesackerlochs. Nicht nur die herrliche Landschaft ist ein Erlebnis: auf halbem Weg liegt ein Jägerlager aus der Steinzeit, das erst 1998 entdeckt und rekonstruiert wurde. Am Ende des Anstiegs liegt die Gottesackeralpe, Schauplatz der Sage rund um die Entstehung der Region. Von der Alpe aus scheint der Hohe Ifen zum Greifen nah. Der Abstieg ins Tal folgt dann der Aufstiegsroute- oder aber, man baut den Trip zur Zweitagestour aus und wandert über den Eugen-Köhler-Weg zur Schwarzwasserhütte. Von dort lohnt dann am zweiten Tag ein Abstecher zum Steinmandl (1982 Meter), danach geht es durch das bezaubernde Schwarzwassertal und den herrlichen Reuhewald zurück zum Ausgangsort.

Der Aufstieg sollte unbedingt nur bei gutem Wetter erfolgen! Bei Nebel und Schlechtwetter stellen die Spalten eine zu große Gefahr, selbst für erfahrene Wanderer, dar.