Joachim Franke: «Schande, dass Deutschland so stagniert»

Berlin – Der erfolgreichste deutsche Eisschnelllauf-Trainer Joachim Franke ist entsetzt über die Entwicklung der Sportart in den zurückliegenden Jahren.

«Es ist ein Skandal, wie diese Sportart in Deutschland heruntergewirtschaftet wurde. Hier muss endlich ein neues Denken einkehren», sagte der frühere Bundestrainer aus Berlin kurz vor seinem 80. Geburtstag am 30. März der Deutschen Presse-Agentur. «Im internationalen Sport sind wir nur noch ein Lacher. Wir werden geduldet, nicht mehr respektiert. Es ist eine Schande, dass Deutschland so stagniert», sagte der Erfolgstrainer, der in seiner Karriere Sportler zu insgesamt neun Olympiasiegen und 23 WM-Titeln führte.

Dabei gebe es in Deutschland mit den drei Hallen in Inzell, Erfurt und Berlin ideale Bedingungen, den Sport zu entwickeln. «Der Leistungsgedanke steht bei den verantwortlichen Trainern nicht mehr im Vordergrund. Sportler können doch nicht selbst vorgeben, wie sie ihre Belastungen gestalten möchten. Dann bräuchte es gar keine Trainer», urteilte Franke.

«Die Trainer sind sehr von sich überzeugt», sagte Franke mit einem Seitenhieb auf Erik Bouwman, der die Mehrkämpfer betreut. Der Niederländer hatte es aber abgelehnt, Frankes früheren Schützling Claudia Pechstein zu trainieren. «Wenn er – wie er sagt – «null Bock» auf Claudia hat, dann sollte er die Konsequenzen ziehen und sich aus Deutschland zurückziehen», forderte Franke. «Trainer und Sportler müssen immer gemeinsam einen Weg finden – sonst sind Erfolge nicht möglich», sagte Franke.

Fotocredits: Andreas Gebert
(dpa)

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